Reise zum Mond

Einmal über den Titan fliegen mit Scotolati

Pierluigi Scotolati Quelle: Pierluigi Scotolati

Pierluigi Scotolati, 30, ist ein italienischer Grafikdesigner, der sich schon seit seiner Kindheit für das Weltall begeistert. Eine seiner Infografiken, die physikalische Formeln der Elektrizität veranschaulicht, ist in „The Best American Infographics 2016“ veröffentlicht. Schulen auf der ganzen Welt verwenden seine Grafiken im Unterricht. Und – Scotolati ist Fan „unseres“ Retroreflektors auf dem Mond. 1969 hat Buzz Aldrin ihn auf der Mondoberfläche aufgebaut, und unser Hanauer Quarzglas sorgt dafür, dass er auch heute noch zuverlässig die Entfernung zwischen Erde und Mond misst.

Sie haben uns erzählt, dass Sie ein Modell des Retroreflektors gesehen haben ...

… ja, im Bereich der Weltraumforschung im Londoner Science Museum. Dort gab es eine Reproduktion der Mondlandefähre auf echtem Mondboden, und direkt daneben stand eine faszinierende Vorrichtung. Obwohl ich sie nie zuvor gesehen hatte, wusste ich sofort, was das war. Wir haben ja nicht so furchtbar viele Geräte auf dem Mond zurückgelassen. Einige Zeit vorher hatte ich auf Wikipedia nach Informationen darüber gesucht, wie wir die Entfernung zwischen der Erde und unseren Satelliten messen konnten. Und dabei lernte ich eine Menge über den Reflektor. Ich bin einfach fasziniert davon, dass wir mit einem Laserstrahl von der Erde aus direktem Einfluss auf ein Objekt auf dem Mond haben können.

Würden Sie gern selbst einmal ins All reisen?

Das ist zwar nicht wirklich eine Priorität für mich, und ich bin eher ein Beobachter als ein Abenteurer – aber natürlich würde ich auch gern selbst mal ins All reisen. Da wäre zunächst einmal dieser Blick auf unseren Globus. Die Sicht auf unsere Erde als fragiles Objekt inmitten einer enormen Leere muss atemberaubend und lebensverändernd zugleich sein. Ich würde ebenso gern Titan live sehen, den größten Mond des Planeten Saturn mit einer eigenen Atmosphäre. Es muss dort erstaunliche Landschaften geben, mit Seen aus flüssigen Kohlenwasserstoffen, auf die Methan niederregnet. Außerdem ist die Atmosphäre so dick und die Schwerkraft so gering, dass es möglich sein müsste, mit künstlichen, nur durch Muskelkraft angetriebenen Flügeln darüber hinwegzufliegen.

Menschen, die sich intensiv mit dem Weltraum beschäftigen, werden oft als Geeks oder Nerds bezeichnet – haben Sie eine Ahnung, warum das so ist?

Ich meine, dass wir alle auf die ein oder andere Weise Geeks oder Nerds sind. Wir alle haben Wissensgebiete, die wir mit viel Leidenschaft hegen und pflegen und über die wir gar nicht genug erfahren können. Vielleicht halten viele ein Interesse am Weltraum für etwas sonderbar, weil es nichts Alltägliches ist, wie etwa Sport oder Musik. Genau genommen ist die Erkundung des Weltraums kaum älter als Videospiele und demnach ein noch relativ neues Fachgebiet.

Werden Menschen eines Tages andere Planeten bewohnen?

Natürlich! Ich glaube sogar, dass wir in bestimmter Hinsicht jetzt schon auf anderen Planeten leben. Im gesamten Kosmos fliegen zahllose Bruchstücke unserer Kultur und Technologie herum, die den Weltraum im Namen der Menschheit erforschen. Im Übrigen gibt es Tausende von Menschen hier auf der Erde, die in ihrem täglichen Leben bis zum Hals im All stecken und nach Möglichkeiten suchen, uns allen den Weg dahin zu eröffnen. Auch wenn der politische Wille, die Grenzen unseres Wissens weiter hinauszuschieben, derzeit weniger ausgeprägt zu sein scheint: Ich bin der festen Überzeugung, dass die Erweiterung unseres Horizonts tief in der menschlichen DNA verankert ist. Für mich ist die Besiedlung anderer Planeten also nur eine Frage der Zeit, und ich hoffe sehr, sie noch miterleben zu dürfen.

Was ist Ihr nächstes Weltraumprojekt?

Als Nächstes werde ich mich wohl mit Weltraumrobotern beschäftigen. Wir schicken sie an Orte, die uns selbst noch nicht zugänglich sind, und wir verfolgen ihre Entdeckungen anhand der Daten, die sie uns senden. Ich würde ihnen gern den gebührenden Tribut zollen und einige ihrer Geschichten erzählen.